Was ist Osteopathie?
Osteopathie ist eine eigenständige Medizin – ein Zweig der medizinischen Wissenschaften – und beruht auf Kenntnissen der menschlichen Anatomie, Physiologie und Embryologie. Sie ist eine wirksame manuelle Therapieform, vorausgesetzt, dass die zugrundeliegenden Symptome des Patienten auf funktionelle Ursachen zurückzuführen sind. Zentral in der osteopathischen Praxis steht die Betrachtung der Interaktion zwischen Körperstruktur und -funktion. Diese beiden Aspekte beeinflussen einander durch verschiedene neurologische, vaskuläre, lymphatische und biomechanische Verbindungen. Eine nicht optimale Funktion eines Systems führt oft zu einer Reihe von nachfolgenden Reaktionen, die sich wiederum auf den gesamten Organismus auswirken können.
Museum of Osteopatic Medicine
[1980.411.02]
Um die Osteopathie und deren Philosophie ein wenig besser darstellen zu können, ist zuerst ein kleiner Ausflug in die Geschichte notwendig. Vor etwa 150 Jahren, im Jahre 1874, begründete Dr. Andrew Taylor Still (1828 – 1917) die manuelle Behandlungsform der Osteopathie.
Als Sohn eines Arztes und Priesters genoss er bereits von Kindesbeinen an eine entsprechende Bildung. Er wurde Mediziner und praktizierte als Landarzt in den Wirren des amerikanischen Bürgerkrieges. Als er schließlich seine erste Frau mitsamt sechs seiner Kinder aufgrund einer schweren Infektion verlor, ließ ihn das stark an den damaligen Möglichkeiten der Medizin zweifeln.
Jahrelang untersuchte und forschte er nach anderen Möglichkeiten den Menschen zu helfen. Vor allem die damals durchaus abenteuerlichen Methoden bei Operationen und deren Folgen formten in ihm den Wunsch nach einer Therapie, die man mit den Händen ausführen kann, sozusagen eine Art „Chirurgie ohne Messer“. Zudem war er der Meinung, dass alle Heilmittel, die der Mensch zur Genesung benötigt, dem Körper innewohnen. Sie müssen nur entsprechend mobilisiert und gelenkt werden. Aus diesen Erfahrungen und Grundsätzen heraus strebte er unaufhörlich nach der Entwicklung und Verfeinerung seiner manuellen Methode, die er schließlich selbst Osteopathie nannte.
Dr. Andrew Taylor Still gründete 1892 in Kirksville (Missouri) die erste Schule für Osteopathie und lehrte dort bis er schließlich im Alter von 89 Jahren verstarb. Seine Schüler W. G. Sutherland und J. M. Littlejohn führten seine Arbeit entscheidend fort und sorgten für die Verbreitung nach Europa.